Ich bin total unfotogen

"Ich bin total unfotogen!" Quatsch! Es gibt keine unfotogenen Menschen. Es gibt Menschen, die sehen scheiße aus, aber keine unfotogenen. Wie wirst du fotogen? Ich verrate es dir.

Ich bin total unfotogen!

Ja, bist du. Genau in dem Moment, wo du es denkst.

UPDATE: Es gibt übrigens einen brandneuen Artikel zum Thema “unfotogen”, der die Geschichte etwas mehr von der psychologischen Seite erklärt. Schau mal -> hier.

Das Erste, was ich von vielen (meist weiblichen) Kunden höre, wenn sie mein Studio betreten ist: “Ich bin total unfotogen!” Das passiert fast täglich. Meine “Standard-Antwort” ist meist: “Unfotogene Menschen gibt es nicht. Es gibt Menschen, die sehen scheiße aus, aber nicht unfotogen.” Nach dem ersten erschrockenen Blick und zwei Mal schlucken, legt sich dann in den meisten Fällen der erste Schreck, und die Stimmung wird lockerer. Andere brauchen fünf Minuten länger.

Eigentlich geht es doch um die emotionale Seite von “unfotogen (fühlen)” und um die Frage, wie wir uns selbst wahrnehmen und wie uns Andere wahrnehmen. Da gibt es teils eklatante Unterschiede. Woran liegt’s? Machen wir uns, wenn wir Fotos ansehen, Gedanken darüber, ob der Kölner Dom fotogen ist? Ob Pferde oder Hunde fotogen sind? Oder unsere Kinder? Seien wir doch ehrlich: Der Mensch macht sich doch viel zu Gedanken, wie er auf andere wirkt. Das Problem ist hausgemacht. In Wirklichkeit sieht die Wirklichkeit doch anders aus. (Memo an mich: Geiler Satz! ;-)) Wer sich Gedanken macht, wie er auf Andere wirkt, wirkt meistens so, wie er es eigentlich gar nicht will.

Der unbeobachtete Moment

Immer wieder gerne genommen wird als “Ausrede” oder auch als Einschränkung zur Aussage “Ich bin total unfotogen” der Satz “Naja, auf Fotos, wo ich nicht wusste, dass ich fotografiert werde, mag ich mich ja eigentlich ganz gern.”. Das lässt sich jetzt beim Fotografen im Fotostudio natürlich nicht so einfach umsetzen. Stimmt. Einfach nicht, aber es geht. Und genau das mache ich mir als “Coach” gerne zunutze. Hä? Warum jetzt “Coach”? Ich bezeichne mich selbst bei “Menschen-Fotografie” nicht als Fotograf, sondern als “Coach”. Meine Headshot-Sessions und überhaupt Fotos von Menschen bestehen zu 10% aus Technik und zu 90% aus Psychologie, Kommunikation und Coaching.

Natürlich spielt auch die Technik eine Rolle. Ohne Kamera, Objektiv, Licht (egal, ob natürliches Licht oder Studiolicht) geht es ja schlecht. Aber die Technik ist eben nur das Werkzeug zur Umsetzung.

Kamerascheu

Auf Fotos, wo wir nicht wussten, dass wir fotografiert werden, sind wir entspannt und locker und sehr selten auch direkt von vorn zu sehen. Wir schauen nie in die Kamera.

Umgebung und Situation

Wenn wir uns unbeobachtet fühlen, agieren wir meist aus einer emotionalen Situation und Stimmung heraus, in der wir gar nicht darüber nachdenken, dass wir fotografiert werden könnten. Wir kommunizieren vielleicht gerade mit anderen Menschen, er lacht uns an oder erzählt vielleicht gerade etwas Spannendes. Vielleicht geht es uns auch einfach nur gerade gut, weil die Sonne scheint.

Subjektive Wahrnehmung oder die Spiegelbeziehung mit uns selbst

Die wichtigste und häufigste Ursache, warum wir uns auf Fotos nicht mögen, erkläre ich immer wieder gerne jedem, der “unfotogen” vor meiner Kamera steht: Wir führen eine Spiegelbeziehung mit uns selbst. Der Blick in den Spiegel zeigt uns horizontal gespiegelt. Wir sehen uns also “falsch herum” und nicht so, wie wir wirklich aussehen. Unser Spiegel belügt uns also. Das macht er aber nicht absichtlich, er kann einfach nicht anders. Physik ist sein Schicksal. Unser Unterbewusstsein war im Physik-Unterricht in der Schule aber gerade Kreide holen und hat das Thema verpasst. Wir sind ja auch durch tägliches Training konditioniert und an unser Spiegelbild gewöhnt. Wir müssen ja auch eh damit leben.

Ein Foto dagegen zeigt uns die harte – manchmal ungeschminkte – Wahrheit. Quasi “voll in die Fresse”. Das kann weh tun, sollte es aber nicht. Denn: Ein Foto zeigt uns genau so, wie uns andere Menschen tatsächlich sehen. Manche sogar täglich. Alle sehen uns so. Nur wir nicht. Blöd gelaufen, aber nicht zu ändern. Was tun? Einfach daran gewöhnen. Das ist der erste Schritt zur “Fotogenität”.

Die Augen sind der Spiegel der Seele

Und? Wie kann ich jetzt fotogener werden?

1. Lerne dich selbst kennen!

Ob du’s glaubst oder nicht: Es geht tatsächlich. Ganz einfach, indem du lernst, wie du “richtig herum” aussiehst und dich selbst so erkennst, wie dich andere Leute sehen. Also auf Fotos. Das geht aber nicht, indem du lernst, dich auf Fotos zu sehen, die mit winzig kleinen Fischaugenkameras in irgendwelchen Handies gemacht wurden. “Selfies” sind keine Fotos. Selfies sind die kleine Schwester von Scheiße. Nimm zum Lernen echte Fotos. Am besten gemacht von jemandem, der weiß, worauf es ankommt.

2. Vergessen!

Nur du siehst dich auf Fotos und denkst “Ich habe zu viele Falten um die Nase.”, “Meine Nase ist zu groß.”, “Meine Augen sind zu klein.” Vergiss es! Niemand ist kritischer als du selbst. Niemand bewertet dich kritischer als du selbst. Du kannst Andere natürlich darauf hinweisen, dann bemerken sie es auch. Selbst, wenn es tatsächlich gar nicht so ist. Das nennt man Suggestion. Bist du blöd? Alles was zählt ist, wie du dich selbst siehst und wie du zu dir stehst! Das verändert dein Auftreten, dein Selbstbewusstsein, deine Wirkung auf Andere. Positiv. Punkt.

3. Fühle dich gut!

Die Augen sind der Spiegel der Seele. Das haben sogar die alten Ägypter schon erkannt. Du kannst dich verstellen und anstellen, wie du willst – man sieht dir an, ob es dir gut oder schlecht geht, ob du dich wohl fühlst. Wenn du bereits beim Anblick einer Kamera denkst “Ich bin total unfotogen!” (Guck da, da ist es wieder!), “Hoffentlich gucke ich nicht so blöd auf den Bildern.”, wird man das auf den Fotos sehen. Versprochen! DU wirst es sehen. Warum? Weil dein Unterbewusstsein behalten hat, was du gedacht hast, als das Foto entstanden ist. Ätsch. Probier’s mal aus: Schau dir alte Fotos von dir an, und du wirst dich sofort erinnern, wie du dich in dem Moment gefühlt hast, als das Foto entstanden ist. Und genau darum geht es bei der Fotografie: Momente festhalten.

4. Der Moment zählt – lebe ihn!

Warum sind Babies nicht unfotogen? Hunde, Pferde, deine Oma? Ganz einfach: Weil sie nicht darüber nachdenken. Sie sind sie selbst. Sie genießen den Moment im Leben, weil er ein Moment ihres Lebens ist. Ein Moment, den sie leben. Klingt geil, oder? Ist auch geil. Weil genau in solchen Momenten auch geile Bilder entstehen. (3 Mal geil, also muss es geil sein. ;-))

Der ultimative Geheimtipp

Schau nicht in diesen schwarzen Kasten, in den du beim Fotoshooting guckst. Schau den Menschen an, der dein Foto betrachten wird. Den Menschen auf der anderen Seite des Fotos. Du alleine bestimmst in diesem Moment, wie dich Andere sehen!

Für die beratungsresistenten Härtefälle

Wie bei allem im Leben gibt es auch beim Fotoshooting Härtefälle, die nicht lernfähig oder lernwillig sind. Das kriegen wir in den Griff, glaub mir. Ich gebe dir mein Wort, dass ich Fotos von dir machen werde, auf denen du dir gefällst. Wenn der “Lernprozess” dein eigenes Ich zu finden und auch darzustellen auch etwas länger dauert – zusammen kriegen wir das hin. Merke: 10% Technik, 90% Coaching.

Wie immer: Wenn dir meine Gedanken und meine Worte gefallen oder sogar ein bisschen weitergeholfen haben, würde ich mich freuen, wenn du diesen Artikel mit Anderen teilst. Dann hat sich auch meine Arbeit gelohnt. Danke.

Dein

Hochzeitsreportage

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