85% aller Fotografen scheitern als Selbstständige

Du hast als Fotograf keine Aufträge? Du willst schnell reich werden, ohne etwas dafür tun zu müssen? Blöd. Das wird ohne rosa Einhorn nicht funktionieren. Nur mit. Aber meins kriegst du nicht. Dafür ein paar Tipps, die dir vielleicht helfen.

Ich habe hier für dich die 7 ultimativen Zaubersprüche, wie du mit deiner Fotografie in 30 Tagen 3 Millionen Euro verdienst.

Echt jetzt? Hast du den Blödsinn geglaubt? Ganz nebenbei: Es gibt tatsächlich fantastische Internetseiten, bekiffte Coaches, YOLO-Typen mit Hermès-Schal um den Hals und Blech-Rolex aus Polen am Handgelenk, die dir sowas oder Ähnliches verklickern wollen. Natürlich gegen richtig Kohle, damit sie sich bald ne echte Rolex leisten können. Ich persönlich bevorzuge ja eher Breitling.

Damit ich auch mal etwas Top-Aktuelles zu schreiben habe: Corona ist ja gerade das Top-Thema und eine geile Ausrede, wenn’s mit dem Geschäft gerade nicht so läuft. Ich sehe seit ungefähr sechs Monaten nicht nur hier bei uns, wie ein Fotostudio nach dem anderen verschwindet, ein selbstständiger Fotograf nach dem anderen wieder Zeitungen austragen geht, im Home-Office Kugelschreiber zusammenbaut oder tatsächlich wieder richtig harter, ehrlicher Arbeit nachgeht. Schlecht für die, gut für uns.

Was ist denn jetzt der ultimative Überlebens-Trick?

Tja, da muss ich dich leider enttäuschen. Den gibt’s nicht. Aber es gibt einige Faktoren, die eine bedeutende Rolle spielen (können), wenn du es schaffen willst. Genau: Du musst es wollen. Wenn du es nicht willst, kannst du genau hier aufhören zu lesen.

Sleep-Live-Balance

Die Anderen sind schuld. Immer.

Fotografen (ja, auch die, die sich nur so nennen) sind ein komisches Völkchen. Immer und immer wieder liest man „Argumente“ (die meistens eher gar keine sind, sondern eher nur subjektive Aussagen) wie:

  • Wieso nennt sich XY professioneller Fotograf? Amateur YX macht doch viel bessere Fotos.
  • Wieso verdient XY mit seinem Gewerbe als Fotograf Geld? Ich mache doch viel bessere Fotos.
  • Ich bin doch Berufsfotograf. Wieso macht XY (der ja schließlich nur Amateur ist) die Preise kaputt und bietet seine Dienstleistungen viel billiger an als ich?
  • XY ist gelernter Fotograf, macht aber scheiß Bilder. Wieso hat er trotzdem schon seit 20 Jahren sein Studio/sein Unternehmen und immer noch Kunden?
  • [beliebig erweiterbar]

Fällt dir was auf? Wenn du dir die Aussagen da oben und die unendliche Zahl an ähnlichen Kommentaren, zum Beispiel in Facebook-Gruppen, ansiehst, wirst du einen Konsens feststellen:

Schuld sind immer die Anderen. Komprimiert lautet die Frage Immer: Warum sind die Anderen besser? Richtigerweise sollte die Frage aber lauten: Warum bin ich schlechter? (Warum habe ich weniger Erfolg, weniger Kunden, weniger Aufträge, weniger…)

Es heißt immer wieder „Der Markt ist überlaufen“, „Die Kunden wollen nichts mehr zahlen“, „Meine Mitbewerber machen Preisdumping“ und so weiter. Komischerweise sucht aber keiner der „Jammerer“ die Schuld bei sich selbst. Keiner fragt: „Was kann ich besser machen? Wie kann ich erfolgreicher sein?“

Und genau das wäre doch mal ein Anlass, einen Schritt zurückzugehen und sich selbst, sein Unternehmen, seine Vorgehensweise und alles Andere drumherum zu analysieren, um seine Erfolgschancen für die Zukunft zu verbessern. Vielleicht findest du dich ja irgendwo in der folgenden Liste der Dinge wieder, die dich daran hindern können, erfolgreich zu sein.

1. Dein Produkt

(das ist deine Fotografie und das Kundenerlebnis) Dein Produkt ist das wichtigste Element, auf das du dich zu 100% konzentrieren musst. Du kannst das beste Marketing haben, aber wenn dein Produkt scheiße ist, bist du am Arsch und wirst nicht weit kommen.

Merker: Konzentriere dich auf deine Schwachstellen, und merze sie aus. Eine nach der anderen. Hör niemals auf, zu lernen und dich weiter zu entwickeln.

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Sorge dafür, dass deine Kunden und/oder Models Spaß haben. Dann kommen sie auch wieder.

2. Der Markt bestimmt die Preise

Die Eintrittsbarriere in die Fotografen-Branche ist verdammt niedrig. Da gibt es logischerweise eine Menge Mitbewerber. Klar, gerade am Anfang sind viele Aufträge großartig. Das schaffst du bestimmt, wenn du nur billig genug bist und deine Mitbewerber unterbietest. Wenn du jeden Auftrag annimmst und ständig ausgebucht bist, bist du zu billig. Noch dazu bleibt dir kaum Freizeit, du bist ständig am arbeiten und hast keine Zeit mehr, zum Beispiel, um dich weiterzubilden, mal faul auf der Couch zu liegen, stundenlang spazieren zu gehen… Wenn du jedoch E-Mails und Anfragen bekommst, aber für keinen Auftrag den Zuschlag bekommst, sagt dir der Markt, dass du im Verhältnis zu deiner Arbeitsqualität zu viel verlangst. Das kann weh tun.

Merker: Wenn etwas nicht funktioniert, repariere es! Es ist uninteressant, wie du deine Arbeit einschätzt. Entscheidend ist, was jemand bereit ist, für deine Dienstleistungen zu zahlen. Also beobachte den Markt!

3. Sei einzigartig

So abgedroschen das auch klingt, ist es immer noch aktuell und zutreffend. Wenn du am Markt bestehen willst, musst du dich von der Masse abheben. Du musst anders sein. Wie kannst du „anders“ sein? Du könntest einen einzigartigen Bildstil haben, oder vielleicht ist es der Umgang mit deinen Kunden und dein Service, der dich von der Masse abhebt. Letztere machen nicht nur deine Kunden glücklich, sie helfen auch enorm beim Mundpropaganda-Marketing.

Merker: Einzigartig sein und beim Kunden im Kopf bleiben hängt nicht nur am Bildstil. Mach dir doch einfach mal Gedanken, wie du anders sein kannst und bei deinen Kunden einen bleibenden Eindruck mit „Wow-Faktor“ hinterlässt.

4. Sorge für Mundpropaganda

Ja, Mundpropaganda ist immer noch die ungeschlagene Nummer 1 im Marketing und in der Kundengewinnung. Schwierig, wenn man gerade erst anfängt. Die Lösung? Bau dir ein aussagekräftiges, herausragendes Portfolio auf. Dabei ist es auch durchaus nicht schlimm und nicht verwerflich, wenn du ein paar Aufträge oder Shootings zum kleinen Preis oder auf TfP-Basis machst. Diese ersten Arbeiten dienen nicht dazu, Geld zu verdienen, sondern um dein Geschäft anzukurbeln und eine Grundlage zu schaffen, auf die du aufbauen kannst. Und dabei musst du wirklich alles geben, deine Kunden begeistern, sie sprachlos machen. Kurz: Dir den Arsch aufreißen, damit sie es gerne ihren Freunden erzählen und dir eine gute Kritik hinterlassen.

Merker: Es liegt nur an dir, die Begeisterung zu wecken und die Leute dazu zu bringen, von dir zu reden und dich zu empfehlen. Hau rein!

5. Auf Facebook und Instagram posten ist kein Marketing

Entferne alles, was dich ablenkt
Likes in sozialen Medien sind wie Millionär beim Monopoly. Davon kannst du dir morgen beim Bäcker kein Brötchen kaufen.

Ganz toll, dass du eine Facebook- und Instagram-Seite hast, wo dir 100. 1.000 oder noch mehr Leute folgen. Dummerweise ist es aber so, dass nur etwa 3% deiner „Follower“ jemals deine Beiträge in ihrem Newsfeed sehen, es sei denn, du bezahlst für Werbung. So funktionieren Unternehmen wie Facebook & Co, so verdienen die Geld und bleiben am Leben. Wundere dich also nicht, wenn dich niemand bucht, obwohl du ein supergeiles Foto nach dem anderen postest.

Merker: Wenn dein „Marketing“ nur in sozialen Medien stattfindet, denk nochmal gut darüber nach. Das reicht heutzutage nicht mehr aus. Wirkungsvolles und zielführendes Marketing besteht darin, die richtige Botschaft dem richtigen Publikum zu vermitteln. Finde heraus, wo dein „richtiges Publikum“ ist, und sprich es an!

6. Ohne Fleiß kein Preis

Fünf Euro ins Phrasenschwein. Aber selbst meine Oma kannte diesen Spruch schon. Und deren Oma wahrscheinlich auch. Wenn du ein Geschäft haben willst, wo die Kunden einfach reinspazieren – mach ’ne Dönerbude auf. Aber werde kein Fotograf. So hoppelt das Kaninchen einfach nicht. Ständige Motivation, Durchhaltevermögen, auf die Schnauze fallen, wieder aufstehen und der unbedingte Wille, nicht aufzugeben, werden immer diejenigen trennen, die Erfolg haben, und diejenigen, die keinen Erfolg haben. Du hast die Wahl! Frage dich, wie sehr du das wirklich willst. Und wenn du es wirklich willst, wirst du auch zu denen gehören, die Erfolg haben werden.

Merker: Bist du wirklich bereit, alles zu geben? Die meisten sind es nicht. Das ist dein Vorteil und du bist bereits einen Schritt voraus!

7. Die eigene Website

Sie ist für mich immer noch einer der wichtigsten – wenn nicht DER wichtigste – Faktoren, wenn es um die Gewinnung neuer Kunden geht. Im 20. Jahrhundert haben die Leute noch in die gelben Seiten geschaut, wenn sie einen Fachmann gesucht haben. Heute wir „gegooglet“ (oder wie auch immer man das schreibt). Will sagen, die Leute suchen im Internet und finden auch im Internet. Und wenn du Glück hast, nein, wenn du entsprechende Arbeit und/oder Geld in Suchmaschinenoptimierung, Content, grafische Gestaltung etc. gesteckt hast, werden sie dich finden. Deine Website ist der erste Eindruck, und für den gibt es bekanntlich keine zweite Chance. Das Ding muss also sitzen, sprich: den Betrachter überzeugen.

Merker: Websites werden in der heutigen Online-Welt einfach erwartet. Eine Social-Media-Seite reicht nicht aus. Deine Website ist dein erster Eindruck, lass ihn wirken!

Kaffeepause
Kaffeepause

Bonus-Tipp

Du bist noch immer selbstständig, willst es immer noch, hast aber keine Aufträge, weil du zum Beispiel Hochzeitsfotograf bist, deine Hochzeitspaare aber der Reihe nach ihre Hochzeiten auf nächstes oder übernächstes Jahr verschieben und du noch keine Kohle kassiert hast?

Lösung: Fotografier was anderes! Ehrlich. Schau, was dir sonst noch liegt und wofür du keine Menschen brauchst, die ja bekanntlich potentielle Virus-Opfer sind. Viele gelangweilte Hausfrauen nähen in diesen Zeiten Mund-Nase-Schutz, häkeln Klopapierrollenhütchen oder verkaufen ihre selbstgebastelten Kastanien-Männchen bei Etsy, Ebay oder sonstwo. Die brauchen professionelle Fotos. Wenn du da keinen Markt siehst, versuch es mit Architektur-Fotografie. Auch in Corona-Zeiten kaufen und verkaufen Menschen Immobilien. Ohne Quatsch jetzt: Es gibt jede Menge Bereiche der Fotografie, wo du tätig werden kannst, ohne Menschen zu nahe kommen zu müssen. Frag dich selbst: Was kannst du? Was traust du dir zu? Was kannst du dir aneignen und lernen? Und dann: Los geht’s!

Vielleicht hilft dir auch dieser Artikel weiter: Fotografie in Corona-Virus-Zeiten

Schlusswort

Dieser Beitrag soll kein Weltuntergangs-Szenario-Post sein. Wer mich kennt, weiß, dass ich realistisch und geradeaus bin. Ich schreibe, was ich denke. Und ich sehe so viele Fotografen, Neu-Einsteiger und auch alte Hasen, die wirklich nicht verstehen, wie schwierig es ist, in dieses Geschäft einzusteigen und vor allem drin zu bleiben.

Wenn du nicht bereit bist, 120% zu geben, ist das auch völlig in Ordnung. Es spricht nichts dagegen, wenn deine Fotografie nur ein Hobby und kein umsatzschwaches Business ist. Lass dir den Spaß nicht verderben!

Falls es dich wundert, warum dieser Artikel auf einmal wieder so völlig anders geschrieben ist, als die letzten zehn, das liegt daran, dass sich tatsächlich mehr als zwei Leute gewünscht haben, ich möge doch bitte wieder etwas lockerer und freizügiger schreiben und formulieren. Und man tut ja, was man kann, um es allen recht zu machen. Okay, ich nicht wirklich. Weil: Everybodys darling is everybodys Arschloch. Ich bin kein Tim Mälzer, so mit „verfickte Drecksscheiße“ und auch kein Detlef Steves mit „Du blöde Drecksau“, aber ich gebe mir Mühe. ;-)

Warme Grüße aus der kalten Eifel

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