Über den Sinn und Unsinn von TfP

[Gastbeitrag] Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen umsonst und gratis bei Fotoshootings? Lies diesen Artikel von Aki Moosmann!

Über den Sinn und Unsinn von TfP

– Ein Gastbeitrag von Aki Moosmann –

Aki Moosmann

Aki Moosmann ist seit über 15 Jahren in der Welt der Medien tätig. Er versteht sich als kreative Seele, liebt Kunst und Musik.Aki ist geprüfter Mediengestalter, Dipl. Werbegrafik- und Designer, Fotograf und Bildkünstler. Bildbearbeitung, Bildretusche, Composing und Bildrestauration sind für ihn Basis aller Leistungen.

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Ist euch eigentlich der Unterschied zwischen umsonst und gratis bekannt? Während ich bei gratis etwas anbiete, das unentgeltlich zu haben ist, arbeite ich bei umsonst nicht für lau – sondern wortwörtlich umsonst. Ohne etwas davon zu haben. Unnötig. Zeitverschwendung.

Ja, ein TfP kann Zeitverschwendung sein. Ich habe diesen Fall immer wieder.

Ohne das Thema jetzt verteufeln zu wollen: Nach Durchsicht meiner TfP-Verträge vor einiger Zeit, kam ich (wenn man die ganzen TfPs ohne Vertrag oder Folgeshootings mitrechnet) auf über 600. Wenn ich das also als Zeitverschwendung ansehen würde, hätte ich die letzten 9 Jahre recht viel Zeit verplempert.

Nein, dem ist nicht so. Ich habe nichts gegen ein TfP. Wenn es auch als solches verstanden wird. Das sehen aber viele recht differenziert.

TfP? Ah prima, da muss ich nichts bezahlen! 

Nee, musst du nicht. Du musst nur was leisten. Und zwar im Idealfall so viel, dass dein Gegenüber etwas von deiner Leistung hat. Nämlich Bilder für seine Eigenwerbung.

Und da sind wir am Hauptproblem.

Ich erinnere mich, als ich von einer Person – ich nenne sie jetzt mal “ambitioniertes Hobbymodel” – die Frage gestellt bekam: “Wie heißt das Shooting nochmal, wo ich nix bezahlen muss?”

Und ich so: “Keine Ahnung, das gibt’s glaube ich nicht”.

Reiner Selbstschutz an der Stelle.

Sollte dieser Blogeintrag von einem solchen Hobbymodel gelesen werden, laufe ich jetzt Gefahr, dass nicht mehr weiter gelesen wird, daher gleich der Hinweis: Was ich hier schreibe, ziehen beide Seiten durch – Modell wie Fotograf. Es entwickelt sich da eine “TfP-Kultur”, die auf Dauer niemandem mehr etwas bringt.

Was ist TfP?

Ein Beispiel:

Vor Kurzem bekam ich eine Anfrage, was denn ein Shooting bei mir kosten würde. Thema wurde vom Modell vorgegeben, und ich fand es so reizvoll, dass ich TfP anbot. Nachdem mir dann aber gesagt wurde, ich müsse dazu 350km zum Model nach Hause fahren, dort ein provisorisches Studio aufbauen und aufwändige Bildcomposings machen, war die Verteilung dann doch recht fragwürdig, während Madame schön zuhause bleiben kann.

Was mich am meisten störte war, als ich dann sagte, das ist viel verlangt, ich würde wenigstens Spritkosten erwarten, wurde sie dann pampig: “Das ist nicht das, was ich mir unter TfP vorstelle”.

Ja, ich auch nicht.

Vor allem, weil es mir ein Rätsel ist, mich zuerst bezahlen zu wollen, wenn ich aber TfP sage, dann plötzlich zu knauserig für Spritkosten zu sein?

Ich will nicht auf Geld rumreiten – bei diesem Shooting hätte ich aber deutlich mehr drauf gelegt als gewonnen. Auch zeitlich. Es heißt ja auch T=TIME for…

Wann wird endlich mal verstanden, dass TfP zum Nutzen beider Seiten gedacht ist?

Wie oft muss ich noch lesen, dass Fotograf Thorsten Talentlos auf TfP-Basis Aktfotos von verdammt gutaussehenden Modellen will, Nutzwert für ihn: Endlich mal ne nackte Frau sehen, scheisse ist das geil! Nutzwert für sie: Miese Fotografien, die noch im Netz rumschwirren?

Wie oft muss ich noch Anfragen von Damen bekommen, die weder Körpergefühl, noch Figur, noch Ausdruck, noch Erfahrung haben? Nutzwert für sie: Professionelle Bilder, Nutzwert für mich: Augenkrebs und ne vollgemüllte Festplatte?

Das heißt also konkret: Nur wenn beide Seiten

  • auf dem gleichen Erfahrungslevel sind
  • die Bilder für jeden werbewirksam sind (das Portfolio also bereichern, nicht ergänzen)
  • willig sind, Zeit und Geld für das Shooting zu investieren, damit da was entsteht

dann macht TfP Sinn.

Kommen wir zum Schluss: Um das Beispiel mit der 350km-Dame nochmals aufzugreifen: Hätte ich diese Bilder UNBEDINGT machen wollen, wäre ich NUR ZU GERN da hoch gefahren.

Ein TfP kann auch so aussehen (alles schon gehabt): Ein Model kommt von Graz (650km!) zu mir gefahren, will weder Sprit noch Übernachtung. Nur für die Bilder. Ich hatte ein großartiges Shooting und ein erschöpftes, aber glückliches Modell mit den entstandenen Bildern.

Fazit: TfP macht nur Sinn, wenn die Ergebnisse jeglichen finanziellen und zeitlichen Aufwand auf BEIDEN SEITEN rechtfertigen. Ein TfP ist nicht dazu da sich mal kurz geile Bilder für lau abzugreifen, denn dann arbeitet eine Seite schlichtweg umsonst.

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